„Kein Deutscher vergesse ihn!“ – Adam Lux, ein Jakobiner aus Kostheim

In der ersten Novemberwoche wollen wir im Offenen Wohnzimmer zurückblicken – zurück auf bewegte Zeiten in Mainz und auch in Kostheim.

Kostheim, es ist der 24. November 1792. Begleitet von Musik holen die Kostheimer eine junge Pappel aus der Donnermühle und graben sie mitten in Kostheim wieder ein: Der Kostheimer Freiheitsbaum. Drei Tage lang sollen sie das gefeiert haben, berichtet ein Zeitzeuge. Friedlich und feucht-fröhlich. Sie feiern die Ideen der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit; Brüderlichkeit.

Anführer des revolutionären Treibens ist Adam Lux. Er lebt zu dieser Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in der Donnermühle. Adam Lux arbeitet als Landwirt, daneben widmet er sich seinen philosophischen Studien. Es ist ein beschauliches Leben. Bis zu dem Tag als die französische Armee Mainz besetzt. Da schließt sich Adam Lux, begeistert von der Idee der Demokratie, dem Mainzer Jakobinerclub an.

Am 18. März 1793 wird im Mainzer Deutschhaus die Mainzer Republik ausgerufen, wenige Tage später der Anschluss an Frankreich beschlossen. Zusammen mit dem bekannten Naturforscher Georg Forster reist Lux nach Paris, um als Abgesandte der Mainzer Republik dem französischen Nationalkonvent den Vereinigungsantrag vorzulegen. Lux will nur ein paar Tage bleiben – doch er gerät in die Wirren der Revolution. Er kritisiert die Gewaltherrschaft der Jakobiner:

„Muss ich zusehen, wie die Freiheit, die Sicherheit, die Unverletzlichkeit mit Füßen getreten wird, soll ich, ein Schüler Rousseaus, still dabei stehen, wenn die Freiheit, die Tugend unterdrückt wird und das Verbrechen triumphiert?!  Nein! …“

Das steht im Entwurf einer Rede, die er im Nationalkonvent halten will. Dort will er sich vor aller Augen erstechen – seine Freunde können ihn noch davon abbringen. Dann ergreift er Partei für Charlotte Corday, eine junge Adlige, die gerade Jean Paul Marat erstochen hat. Sie sieht in ihm einen Hauptverantwortlichen für die Terrorherrschaft der Jakobiner. In einer Flugschrift, die Lux namentlich kennzeichnet, verteidigte er sie. Im Juli wird er verhaftet, aus der Haft heraus bittet er „um die Ehre des Schafotts“.

Am 4. November 1793 stirbt er in Paris unter der Guillotine – für die Freiheit. Das sollen seine letzten Worte gewesen sein. Er ist auf*s Schafott gesprungen, schreibt Georg Forster in einem Brief.

Mit der Ausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ des Instituts für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz wollen wir an dieses bedeutende Kapitel der Mainzer Geschichte erinnern. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte der Mainzer Republik und beschäftigt sich mit der Frage, warum sie scheiterte.

Die Ausstellung wird am Freitag, 3. November 2023 um 19.00 Uhr mit einem einführenden Vortrag der Historikerin Sarah Traub eröffnet. Es gibt danach auch die Gelegenheit für Fragen und Diskussion.

Die Ausstellung ist bis zum Donnerstag, 9. November 2023 im Offenen Wohnzimmer zu sehen. Öffnungszeiten – siehe Kalender

Am Samstag, 4. November 2023 erinnern wir an das Leben und Wirken von Adam Lux. Wir lesen aus Zeitzeugenberichten, aus Briefen, die Lux aus Paris an seine Frau schrieb und hören Reden, die er gehalten hat. Und damit das nicht zu traurig wird, trinken wir französischen Wein und essen Schinkenbrote – den berühmten Jambon de Mayence.